Das Thema „Energiekrise“ stand im Mittelpunkt der HwK und der MIT Koblenz

Die Handwerkskammer Koblenz (HwK) und die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Koblenz (MIT) hatten die Handwerkerschaft zu einem Dialog mit dem Thema „Energie“ in das Mercedes-Autohaus Kestenholz in Koblenz eingeladen. Vertreter von über 50 Handwerksbetrieben folgten der Einladung zu der Veranstaltung, in deren Mittelpunkt ein Vortrag von Josef Rönz, Vorstandsvorsitzender der Energieversorgung Mitterhein (evm), stand. In seiner fachkompetenten Analyse und der anschließenden Diskussion zeigte er die Gründe für die aktuelle Energiekrise auf. Diese habe sich schon vor Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine abgezeichnet. Die starke Abhängigkeit von Gas-, Öl- und Steinkohlelieferungen aus Russland sei ein Fehler gewesen und habe Europa letztlich in die Energiekrise geführt. Josef Rönz wies darauf hin, dass die Preise für Energie und insbesondere Erdgas nicht erst seit dem Kriegsbeginn stark gestiegen sind. Das weltweite Wirtschaftswachstum nach der Corona-Delle habe für eine ungewöhnlich starke Nachfrage und damit steigende Preise gesorgt. Als weiteren Grund führte er die schnelle Befüllung der Gasspeicher an; Deutschland habe den Markt regelrecht leergekauft. Um eine Gasmangellage zu verhindern, sei dies aber der richtige Schritt gewesen. Weil zusätzlich Unternehmen und die Bürger ihren Energieverbrauch spürbar reduzierten und der Winter bisher außergewöhnlich mild war, ist es nach Worten des evm-Vorstandsvorsitzenden bisher nicht zu einer Mangellage gekommen. Energiesparen sei aber weiter wichtig, da ein Gasmangel im kommenden Winter aus heutiger Sicht noch nicht ausgeschlossen werden könne. Rönz begrüßte die staatlichen Hilfspakete, die dazu beitragen, die Belastung der Bevölkerung spürbar zu reduzieren. Allerdings kritisierte er, dass nun Kohle- und Kernkraftwerke abgeschaltet werden, ohne dass es einen Ersatz gibt. „In der Krise ist jede Kilowattstunde, die wir produzieren können, eine gute Kilowattstunde, die uns auch dabei hilft, möglichst wenig Gas zur Stromerzeugung zu verwenden“, so Rönz. Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen ging er auch darauf ein, was mittel- und langfristig wichtig ist. So muss nach Worten von Josef Rönz der Ausbau der erneuerbaren Energien wesentlich schneller voranschreiten, damit die Klimaziele auch erreicht werden können. Daneben seien Energiesysteme und Kraftwerke notwendig, die jederzeit verfügbar und auch bezahlbar sind. Heute erfüllen diese Aufgaben im Wesentlichen Kohle – und Kernkraftwerke. Vor allem aber müssen wir nach Überzeugung des evm-Vorstandsvorsitzenden viel stärker auf technologische Innovationen setzen, Innovationen, die heute noch keiner kennt. Um diese notwendige Innovationskraft zu entfalten, müsse man mutig und mit Tatkraft vorangehen, die richtigen politischen Rahmenbedingungen setzen und sich nicht auf den Holzweg der Planwirtschaft begeben. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz, Ralf Hellrich, erläuterte, dass für die Unternehmen von großer Bedeutung ist, ausreichend und bezahlbare Energie zur Verfügung zu haben. Nur so könne sichergestellt sein, dass die Arbeitsplätze dauerhaft gesichert sind und neue Beschäftigungsverhältnisse gegründet werden können. Der Geschäftsführer von Mercedes Benz Kestenholz in Koblenz, Gregor Budde, stellte dar, dass sich die Mobilität und auch die damit verbundene Automobilbranche im großen Wandel befinden. Die Politik müsse sicherstellen, dass auch ausreichend Energie zur Verfügung stehe, wenn der Fahrzeugbestand in Deutschland auf Elektrofahrzeuge umgestellt ist. Der Strombedarf werde sich damit vervielfachen und könne mit der heutigen Energieproduktion bei weitem nicht gedeckt werden. Auch müsse eine gute Infrastruktur für Lademöglichkeiten geschaffen werden.
Der Kreisvorsitzende der MIT Koblenz, Leo Biewer, machte deutlich, dass das Handwerk, dass zum großen Teil aus Mittelstandsbetrieben bestehe, wesentliche Stütze für den Wohlstand in der Region sei. Die Unternehmen seien Steuerzahler, bieten viele Arbeitsplätze und sind ein Rückgrat für die Ausbildung junger Menschen. Daher dürfe sich die Politik nicht, wie es Bundeswirtschaftsminister Habeck häufig tue, mit Problembeschreibungen zufriedengeben. Vielmehr seien zukunftsträchtige Lösungen gefordert, die heute und morgen greifen. Ideologien seien dabei fehl am Platz. Es sei zudem unabdingbar, die Kernkraft vorübergehend weiter zu nutzen und alternative Technologien, wie z.B. Wasserstoff, voranzutreiben.